Fortbildung „Spezielle Psychotraumatherapie“
PTK akkreditierte Weiterbildung
Januar 20 – Dezember 15
Das Leid traumatisierter Menschen ist hoch. Die Psychotraumatherapie hilft ihnen, belastende Ereignisse zu verarbeiten und wieder zu einem normalen Leben zurückzufinden. Sie ermöglicht ihnen ein sicheres Umfeld, in dem sie die traumatisierenden Erlebnisse aus- und verarbeiten können. Traumafolgestörungen sind komplex und benötigen fundiertes Fachwissen, um Patient:innen nachhaltig weiterhelfen zu können. Genau dieses Fachwissen vermittelt durch Trauma-Expert:innen bietet die Fortbildung „Spezielle Psychotraumatherapie. Sie lernen hier anhand konkreter Techniken, Selbsterfahrungen und direkter Anwendung, wie Sie traumatisierte Patient:innen noch wirkungsvoller unterstützen und begleiten können. Die Ausbildung umfasst 7 Blockseminare über den Zeitraum von 10 Monaten in 2023.
1. Block
Grundlagen, Diagnostik und Differentialdiagnostik der Traumafolgestörungen
Zu Beginn stellt PD Dr. Maragkos das Curriculum auf solides theoretisches Fundament: Er schlägt den Bogen von den Anfängen der Traumatherapie („Kriegszitterer“) bis hin zu den aktuellen Leitlinien und Behandlungsempfehlungen AWMF, NICE, ISTSS). Ebenso wird auf für Deutschland spezifische Aspekte wie das Opferentschädigungsgesetz (OEG) eingegangen, sodass wichtige Hintergründe klar werden.
Dann gibt PD Dr. Maragkos einen Überblick über bewährte und teils auch in mehrsprachigen Versionen erhältliche Instrumente zur Diagnostik/Verlaufsmessung. Auf erste wichtige Aspekte, die Diagnostik bei Trauma besonders machen, wird eingegangen: Techniken der „schonenden Traumatherapie“/Interviewtechniken, den Screen-and-Treat-Ansatz und das Konzept der Retraumatisierung.
2. Block
Beziehungsgestaltung, mit Schwerpunkt interpersonelle Traumatisierung und interkulturelle Kompetenzen
Dr. Rentel gibt Einblick, wie Erkennen, Herausarbeiten und Psychoedukation bezüglich negativer selbstbezogener Kognitionen zur Wahrnehmung und Erklärung ihrer Adaptivität im Sinne einer Schutzfunktion führen kann. Auf die Erarbeitung gegensätzlicher positiver Kognitionen und Transformation negativer Kognitionen und traumaassoziierter emotionaler Schemata (auch unter Einbezug hypnotherapeutisch-imaginativer Techniken) wird ebenso eingegangen wie auf die Gestaltung einer korrigierenden positiven Beziehungserfahrung in der Gegenwart und die Förderung von Affektkontrolle und -modulation.
Dr. Liedl geht in ihrem Vortrag auf Diagnostik, Instrumente und Besonderheiten/häufige Probleme vor dem Hintergrund unterschiedlicher kultureller Hintergründe und Migrationserfahrungen ebenso ein wie auf Besonderheiten der Beziehungsgestaltung, des Settings oder kulturspezifischer Kommunikationsformen und Erwartungshaltungen. Grundlagen des Asylverfahrens und der Arbeit mit Dolmetscher:in werden vermittelt.
3. Block
Behandlung akuter Traumafolgestörungen und Krisenintervention sowie Selbsterfahrung
Dr. Greiner startet mit einem theoretischen Überblick (ICD-10/-11, DSM-V, Phasenverlauf und Symptomatik sowie Leitlinien), gefolgt von Grundlagen der Gesprächsführung in der akuten Situation (u.a. Fokus auf Unterstützung natürlicher Verarbeitungsprozesse, Identifikation und Aktivierung von Ressourcen, Krisenintervention). Es werden Anregungen sowohl für den Einbezug von Angehörigen als auch den Umgang mit speziellen akuten Symptomen (z.B. Dissoziation, Angst, Suizidalität) gegeben. Es folgt ein Ausflug in die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) im präklinischen Kontext (z.B. Kriseninterventionsteams, Notfallseelsorge und Einsatznachsorge), die dort vorhandenen theoretischen Grundlagen und Strukturen, inkl. lokaler Netzwerkadressen.
Auf Besonderheiten bzgl. Schweigepflicht, potenziell traumatisierende Erlebnisse im Arbeitskontext, akut Gewaltbetroffene und Behandlungs- und Unterstützungsoptionen für akut Gewaltbetroffene wird zum Schluss eingegangen. Dr. von Hanffstengel führt am zweiten Tag durch die Selbsterfahrung. Bei letzterer stehen u.a. Selbstdiagnose von sekundärer Traumatisierung und Burnout, die Reflektion der eigenen therapeutischen Haltung und Abstinenz und der Selbstschutz im Fokus.
4. Block
Traumafokussierte Behandlung (simple PTSD) mit CPT
Dr. König stellt die CPT (Cognitive Processing Therapy/Kognitive Verarbeitungstherapie) zur Behandlung der PTBS in Theorie und Praxis vor, liefert der Vollständigkeit halber aber auch einen Exkurs zu Alternativen (Kognitive Therapie nach Ehlers, NET, Prolongierte Exposition).
5. Block
Evidenzbasierte Behandlung komplexer Traumafolgestörungen (inkl. Dissoziativer Störungen)
Dr. Kuss stellt DBT-PTBS in Theorie (u.a. Psycho-sozio-biologisches Modell der Emotionsregulationsstörung, Kognitives Modell nach Ehlers/Clark, Indikation für DBT-PTSD als Methode im Allgemeinen und zur Expositionsphase im Besonderen) und Praxis (praktische Übungen: Skillstraining) vor. Sie geht ebenso auf das Beherrschen des Behandlungsprotokolls (Fallkonzeption, Planung und Durchführung der Trauma-Exposition, Steuerung der Balance) wie Kontraindikationen (insbesondere zur Traumaexposition) und Differentialindikation (insbesondere bei Komorbidität der strukturellen Dissoziation) ein.
6. Block
Traumafokussierte Behandlung mit EMDR (simple PTSD) + Behandlung komplexer Traumafolgestörungen (inkl. Dissoziativer Störungen) mit EMDR
Dr. von Hanffstengel zeigt Grundlagen der Behandlung von Patient:innen mit EMDR auf, wobei auch auf Dissoziative Störungen eingegangen wird.
7. Block
Traumafokussierte Behandlung mit EMDR (simple PTSD) + Behandlung komplexer Traumafolgestörungen (inkl. Dissoziativer Störungen) mit EMDR
Frau Skoupy lässt die Teilnehmer:innen an ihrer langjährigen Erfahrung in der Behandlung komplexer Traumafolgen / Dissoziativer Störungen teilhaben. Sie geht u.a. auf die strukturierte diagnostische Abklärung der dissoziativen Symptome und die nötige Differenzialdiagnostik (Psychosen, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen und Zwangserkrankungen) ein.
Bzgl. des konkreten therapeutischen Handels vertieft sie Aspekte der Beziehungsgestaltung, Reorientierung, Affektkontrolle und Emotionsregulation, zusätzlicher Interventionen bei DIS oder partielle DIS. Schlussendlich zeigt sie auf, wie die Verarbeitung der traumatischer Erinnerung(en) unter Berücksichtigung des Gesamtsystems der Persönlichkeitsanteile und spezifischer konfrontativer Interventionen erfolgen kann.